Vererdung reduziert das Volumen um 95 Prozent
Abwasser zu reinigen, dass es wieder in den Naturkreislauf des Wassers zurückgeführt werden kann, ist bei entsprechendem Aufwand aus technologischer Sicht kein Problem mehr. Doch wohin mit dem Klärschlamm?
Beete in umweltfreundlicher Erdbauweise
Immerhin fallen in Deutschland Jahr für Jahr 2,5 Mio. t (Trockensubstanz – TS) an. Da nehmen sich die jährlichen 5.300 t Klärschlamm (31 % TS Abgabekonzentration) des Zweckverbandes für Wasserver- und Abwasserentsorgung Fürstenwalde und Umland zwar bescheiden aus, wobei die Kosten für die Abgabe des Klärschlamms zur Kompostierung jedoch nicht unerheblich sind. Um die 30 Euro je Tonne sind da aufzuwenden, was in der Summe schon eine ansehnliche Zahl ergibt. Da der Verband sich im Interesse seiner Kunden permanent um Kosteneinsparungen bemüht, setzte der frühere langjährige Geschäftsführer Klaus Bendig auf eine neue Klärschlammtechnologie, die Vererdung. Hierbei wird der Klärschlamm mit einem TS von 2% - 3% in Beete gepumpt, die in umweltfreundlicher Erdbauweise errichtet, mit Folien abgedichtet und mit Schilf bepflanzt sind. Über ein Dränagesystem fließt das Wasser ab und der Feststoff verbleibt in dem Becken. Nach sechs bis zehn Jahren ist das jeweilige Beet gefüllt und wird dann nach einer Pause von ca. einem Jahr von dem dann entstandenen Erdsubstrat geräumt. Dabei bleiben die Wurzeln der Pflanzen erhalten und treiben bei dem neuen Beschickungszyklus wieder aus.
Insgesamt wird von einer Nutzungsdauer der Anlage von über 25 Jahren ausgegangen, ohne dass größere Wartungsarbeiten anfallen. Außerdem verfügen die Fürstenwalder mit den ehemaligen Rieselfeldern über ausreichend große Flächen für die gegenwärtig acht Becken. Seit 2001 läuft nun diese Art der Klärschlammbehandlung und es funktioniert zur Zufriedenheit sowohl der Projektanten als auch des Betriebsführers.
Die Vererdung des Klärschlammes weist viele Vorteile gegenüber der bisher üblichen Verarbeitungsmethode auf. Erster und wichtigster Faktor sind natürlich die Kosten. So entfallen die für die mechanische Entwässerung erforderlichen Zuschlagstoffe. Die Transportkosten, der Energieeinsatz und die verbleibenden Betriebskosten sind minimal. Insgesamt spart damit der Verband ca. 85.000 Euro jährlich ein, was natürlich den Gebühren zugute kommt.
Brut- und Rückzugsraum für viele Tierarten
Von Gewicht sind auch die ökologischen Vorzüge. Die mit Schilf bewachsenen Flächen bilden einen wertvollen Lebens-, Brut- und Rückzugsraum für viele Tierarten. Ein weiterer Fakt: Die Nichtinanspruchnahme von Elektroenergie für die Kammerfilterpresse und die Einsparung von Chemikalien verringert den CO2-Ausstoß, die Pflanzen produzieren Sauerstoff bei gleichzeitiger Aufnahme von Kohlendioxid. Wie wichtig derartige klimabeeinflussende Strategien auch im kleinen Maßstab sind, wurde durch die jüngsten Unwetterkatastrophen vorgeführt. „Das Beste an dem Verfahren ist jedoch die Tatsache, dass das Volumen des Klärschlammes um 95 Prozent reduziert wird“, freut sich Klaus Bendig.